Die CNMC untersagt erstmals seit Inkrafttreten des spanischen Wettbewerbsrechts (LDC) im Jahr 2007 einen Unternehmenszusammenschluss
Die spanische Wettbewerbsbehörde (CNMC) hat den Erwerb der alleinigen Kontrolle über das Institut de Radiofarmacia Aplicada de Barcelona (IRAB) durch Curium Pharma Holding Spain untersagt. Es handelt sich um die erste Untersagung einer Unternehmenszusammenschlusstransaktion seit Inkrafttreten des Ley 15/2007, de Defensa de la Competencia (LDC) und zugleich um die erste Untersagung durch die CNMC seit ihrer Gründung im Jahr 2013.
Nach Auffassung der Wettbewerbsbehörde brachte die Transaktion unüberwindbare Wettbewerbsrisiken auf den Märkten für PET-Radiopharmazeutika – die in der Onkologie-Diagnostik verwendet werden – sowie auf dem Markt für Contract Manufacturing Organisation (CMO)-Dienstleistungen für diese Produkte mit sich. Nach der Anmeldung im Oktober 2024 leitete die CNMC eine vertiefte Prüfung (Phase II) ein, da sie der Ansicht war, die Transaktion könne den wirksamen Wettbewerb erheblich behindern.
Die Untersuchung ergab, dass der spanische Markt für PET-Radiopharmazeutika stark konzentriert ist: Es gibt lediglich vier aktive Anbieter. Drei davon – Curium, IRAB und Advanced Accelerator Applications Molecular Imaging Ibérica (AAAM) – verfügen über Zyklotrone, die für die Herstellung dieser Radiopharmazeutika unerlässlich sind. Die Fusion von Curium und IRAB hätte ihren gemeinsamen Marktanteil bei bestimmten Tracern, insbesondere PSMA für die Diagnose von Prostatakrebs, auf 80–90 % erhöht und die Zahl der wirksamen Wettbewerber im Nordosten Spaniens von drei auf zwei reduziert.
Die CNMC betonte, dass das Verschwinden von IRAB – dem einzigen unabhängigen Anbieter im Bereich der Auftragsfertigung – die Markteintrittsbarrieren erhöhen und die Handlungsmöglichkeiten der Wettbewerber, die auf diese Dienstleistungen angewiesen sind, einschränken würde. Dies könne sich nachteilig auf Preise, Produktvielfalt und Innovationsfähigkeit des Marktes auswirken.
Zudem wies die Behörde auf Koordinierungsrisiken zwischen den verbleibenden Anbietern hin und erinnerte daran, dass Curium und AAAM bereits im Jahr 2021 gemeinsam wegen ihrer Beteiligung an einem Kartell auf demselben Markt sanktioniert worden waren.
Curium legte Verhaltenszusagen vor – etwa die Fortführung der IRAB-Produktion oder die Reservierung von Kapazitäten für Dritte –, doch die CNMC bewertete diese Zusagen als zeitlich befristet und unzureichend, um die strukturellen Auswirkungen der Transaktion zu neutralisieren. Folglich kam die Behörde zu dem Schluss, dass „keine tragfähige Bedingung“ existiert, die den Wettbewerb wiederherstellen könnte, und untersagte den Zusammenschluss.
Gemäß der LDC wird die Entscheidung dem Ministerio de Economía, Comercio y Empresa übermittelt, das die Akte an den Ministerrat weiterleiten kann. Dieser kann die Transaktion ausnahmsweise aus Gründen des Allgemeininteresses, die nicht wettbewerbspolitischer Natur sind, genehmigen.
Die Entscheidung markiert einen Wendepunkt in der Fusionskontrolle in Spanien: Sie stärkt die Position der CNMC gegenüber rein verhaltensorientierten Zusagen und unterstreicht die Bedeutung einer präventiven Kontrolle zur Sicherung des Wettbewerbs in strategischen Sektoren wie der Pharmabranche.