Das neue spanische Sportgesetz
Über 32 Jahre nach Inkrafttreten des alten Sportgesetzes wurde am 31. Dezember 2022 endlich das Gesetz 39/2022 (Sportgesetz) verkündet. Das Gesetz ersetzt und derogiert nicht nur das bisherige Sportgesetz, sondern enthält Neuerungen und regelt bislang nicht normierte Themenbereiche. Obwohl Einigkeit bestand über die Notwendigkeit, den Sportbereich neu zu normieren, existierten Meinungsverschiedenheiten über den Umfang des Gesetzes und über verschiedene Themen.
Einer der in der Presse und Öffentlichkeit am meisten beachtenden Punkte ist die sogenannte „Piqué-Klausel“, so bezeichnet in der Presse wegen der vermeintlichen Vermittlungstätigkeit der mit dem Spieler in Verbindung stehenden Gesellschaft Kosmos in der Organisierung der Fußball „Supercopa“ in Saudi-Arabien. Konkret verbietet Artikel 51 b) den spanischen Verbänden bei der Organisierung von Wettbewerben auf nationalem Niveau kommerzielle Beziehungen mit Sportlern einzugehen, welche an dem Wettbewerb teilnehmen könnten.
Ein weiterer viel diskutierter Punkt war die Stellung der professionellen Ligen und konkret deren (exklusiven) Kompetenzen in der Kommerzialisierung von Profi-Wettbewerben. Letztlich wird diese Frage durch Artikel 95 geregelt, welcher unter Punkt e) die Kompetenz der Ligen zur Kommerzialisierung von audiovisuellen Rechten bestätigt.
Es wäre allerdings nicht gerecht sich nur auf die öffentlichkeitswirksamen Punkte zu konzentrieren, nachdem die Norm weitreichender ist als das alte Sportgesetz von 1990 und die Sportgesetzgebung an die neue Realität anpassen will. Um es mit den Worten des Obersten Sportrates auszudrücken, soll das Gesetz, unter anderen Neuerungen, „das Recht auf sportliche Aktivität anerkennen; Ungleichheiten aufgrund von Geschlecht oder Behinderung beseitigen; die Präsenz von Frauen im Sportbereich fördern; und Rechte und Pflichten der Sportler regeln“.
Vom rechtlichen Gesichtspunkt her erscheint die detaillierte Einteilung der Sportler in verschiedene Kategorien interessant. Konkret wird unterschieden zwischen Wettbewerbs- und Freizeitsporten, welche in Verbänden oder Vereinen organisiert sein können; zwischen professionellen Athleten und Amateuren; zwischen Hochleistungs- und Leistungssportlern. Obwohl die Einteilung in die unterschiedlichen Kategorien auf dem Papier recht theoretisch erscheint, hat sie in der Praxis doch wichtige Auswirkungen, da jeder Kategorie von Sportlern unterschiedliche Rechte und Pflichten zugestanden und auferlegt werden.
Bezüglich der Sportverbände, welche rechtlich als private Einrichtungen eingestuft werden, behält das Gesetz das traditionell in Spanien angewandte Modell bei, welches sich von den in anderen Ländern angewandten Modellen durch größere staatliche Kontrolle und Einfluss unterscheidet. So werden öffentlich-rechtliche Aufgaben delegiert, Monopolstellung wird garantiert und es besteht das Erfordernis einer staatlichen Genehmigung.