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Der Fall Jannik Sinner und die möglichen Auswirkungen auf den Kampf gegen Doping

28/02/2025
| Sven Wassmer
Der Fall Jannik Sinner und die möglichen Auswirkungen auf den Kampf gegen Doping

Nach langer Zeit der Ungewissheit veröffentlichten am 15. Februar 2025 mehrere Medien und Organisationen, darunter die ATP (Association of Tennis Professionals), die Notiz, dass die WADA (World Anti Doping Agency) und der Profi-Tennisspieler Jannik Sinner, derzeit die Nummer 1 der Welt, eine Einigung in dem vor dem CAS (Court of Arbitration for Sport) anhängigen Dopingverfahren erzielt haben. Die erzielte Einigung sieht eine Sperre von drei Monaten vor, nachdem im Körper des Tennisspielers die verbotene Substanz Clostebol nachgewiesen wurde. Bei der Einigung hat die WADA berücksichtigt, dass Sinner nicht die Absicht hatte gegen Anti-Doping-Bestimmungen zu verstoßen, und sich außerdem keinen sportlichen Vorteil verschafft hat. Diese Argumente haben die WADA dazu veranlasst, die beantragte Sperre von zwei Jahren auf nur drei Monate zu reduzieren.

Die Einigung hat in der Tenniswelt und allgemein im Sport für große Kontroversen gesorgt. Viele halten die Sanktion für zu milde, nachdem die Sperre zwischen Anfang Februar und Mai verbüßt wird, was es Jannik Sinner ermöglicht, am Grand Slam von Roland Garros teilzunehmen, einschließlich der vorherigen Sandplatzturniere wie dem Master 1000 in Rom. Ein weiterer Grund für die Kontroverse ist, dass in anderen Fällen strengere Strafen verhängt wurden, wie im Fall der ehemaligen Nummer eins der Welt, Simona Haleb, bei der eine vierjährige Strafe verhängt wurde, die später vom CAS auf neun Monate reduziert wurde. Wichtige Stimmen aus der Tenniswelt wie Stan Wawrinka oder Nick Kyrgios haben die (ihrer Meinung nach) bevorzugte Behandlung von Sinner scharf kritisiert, während andere, wie Toni Nadal oder Boris Becker, ihre Zustimmung zur Entscheidung in diesem Fall zum Ausdruck gebracht haben.

Ohne darauf einzugehen, ob die Einigung fair oder gerecht ist, erscheint es offensichtlich, dass sie sehr gut und günstig für den Spieler ist, der schließlich für drei Monate gesperrt wird, ohne wichtige Turniere zu verpassen. Aus rechtlicher Sicht ist jedoch hervorzuheben, dass diese Einigung im Rahmen eines vor dem CAS anhängigen Verfahrens erzielt wurde, welches von der WADA selbst angestrengt wurde, was bereits per se eine gewisse Rechtssicherheit bietet. Darüber hinaus hat diese Art von Vereinbarung ihre Rechtsgrundlage im Welt-Anti-Doping-Code, der in Artikel 10.8 ausdrücklich die Möglichkeit vorsieht, Dopingverfahren auf dem Vergleichsweg zu beenden. Schließlich stützt die WADA diese Vereinbarung auf mehrere mildernden Umstände welche sie als erwiesen ansieht, wie die fehlende Schuld des Spielers und die Tatsache, dass die Substanz die Leistung des Spielers nicht verbessern konnte.

Unabhängig von der Frage, ob die Vereinbarung fair ist oder nicht, ist jedenfalls festzuhalten, dass sie in den Vorschriften der WADA vorgesehen ist und dass es sich nicht um eine außerhalb der Vorschriften getroffene Vereinbarung handelt. Von daher ist nicht davon auszugehen, dass das Anti-Doping-System einen irreparablen Schaden erlitten hat.

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